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Popkultur

Zeitsprung: Am 4.5.1973 startet eine spektakuläre Led Zeppelin-Tour samt Luxusflugzeug.

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Header-Bild: Screenshot aus https://www.youtube.com/watch?v=Ujy9jj7q7k4

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 4.5.1973.

von Christof Leim

Am 4. Mai 1973 brechen Led Zeppelin zu einer weiteren Nordamerika-Tour auf. Zum neunten Mal bereist die Band den Kontinent, seit kurzem steht Houses Of The Holy in den Läden. Als unangefochtene Superstars reisen die vier Briten natürlich standesgemäß: Zunächst in einem Privatflugzeug von Falcon, mit dem sie jeden Tag zum Auftrittsort fliegen. Damit sparen sich Band, Crew und Entourage den ständigen Wechsel der Hotels und können längere Zeit in größeren Städten wie New York, Chicago, Dallas und Los Angeles bleiben. Doch die kleine Falcon sollte nicht lange ausreichen…

Hört hier in die besten Led Zeppelin-Songs rein:

Die Tour startet mit einer Show im Fulton County Stadium in Atlanta, Georgia vor 50.000 Fans. Das Konzert in Tampa, Florida am folgenden Tag zieht sogar 55.000 Leute. Damit fällt der Rekord für das größte Publikum, den die Beatles 1965 im New Yorker Shea Stadium aufgestellt hatten. Dabei verdienen Led Zeppelin 309.000 Dollar, was einem heutigen Wert von über 1,57 Millionen entspricht – an einem einzigen Abend wohlgemerkt.

An der Spitze

Led Zeppelin triumphieren auf dieser Tour auf ganzer Linie, sowohl musikalisch als auch geschäftlich. Die 37 Shows in zwei Blöcken bringen ihnen vier Millionen Dollar ein, was in die Neuzeit umgerechnet weit über 22 Millionen Dollar entspricht. Die Konzertreise galt deshalb lange Zeit als die „größte und profitabelste Rock’n’Roll-Tour in der Geschichte der Vereinigten Staaten“. Fans weltweit können sich das Spektakel später im Film The Song Remains The Same ansehen, der vom 27. bis 29. Juli 1973 während der drei finalen Shows im New Yorker Madison Square Garden aufgezeichnet wird.

Definierten in den Siebzigern den Rock’n’Roll neu: Led Zeppelin.

Die Musiker stehen an der absoluten Spitze und wissen vor lauter Action selbst nicht, wie ihnen geschieht. Sänger Robert Plant kommentiert später: „Die Geschwindigkeit, mit der alles passiert ist, die kreative Spannung in der Luft – die ganze Sache war eine absolute Mixtur aus Adrenalin, Chemikalien und Euphorie. Es gab keine Bremse. Wir konnten nicht aufhalten, was da passierte. Wir hatten nicht mal eine Ahnung, was da passierte. Wir sind nur bei jeder Show weiter vorwärts gestürmt.“

Reisen mit Stil

Doch ein paar Problemchen gibt es immer: Leider erweist sich der Falcon Jet wegen seiner geringen Größe leider als anfällig für Turbulenzen. Sowas nervt uns ja alle in unseren zu kleinen Privatflugzeugen. Insbesondere der Rückflug von San Francisco nach Los Angeles nach der Show am 2. Juni 1973 macht die Reisegruppe nervös. Da Gitarrist Jimmy Page, Trommelmonster John Bonham und Manager Peter Grant ohnehin nicht gerne fliegen, muss Abhilfe geschaffen werden: Grant chartert kurzerhand eine größere Maschine. Und nicht irgendeine…

Ab sofort reisen Led Zeppelin im legendären „Starship“: In dieser umgebauten, besser: gepimpten, Boeing 720 können 40 Gäste in komfortablen Sesseln Platz nehmen. Der gesamte Innenraum gleicht einer luxuriösen Lounge, es gibt eine Bar, eine neun Meter lange Couch entlang der linken Seite, einen Fernseher und sogar ein damals sündhaft teures Videoabspielgerät mit einer üppig ausgestatteten Filmbibliothek. An Bord versorgen zwei Stewardessen die Reisenden, wie die Website Achilles Last Stand ausführt: „Susie, eine attraktive achtzehnjährige Blonde, und Bianca, 22, mit dunkler Haut und einem großartigen Sinn für Humor.“ Mehr noch: Weil zu Wein und Weib auch immer Gesang gehört, hat man für die musikalische Begleitung eine Orgel in die Bar eingebaut. (Ungemein praktisch, sollte jeder zu Hause haben.)

Mit Kuschelecke

Am hinteren Ende der Kabine finden sich zudem zwei weitere Räume: In einem steht eine tiefe Couch, auf dem Boden davor liegen überall Kissen. In dem anderen gibt es ein Bett mit Decken aus einem weißen Pelz und eine Dusche. Ein Schelm, wer „Separee“ dabei denkt. Man darf annehmen, dass kaum jemand in diesen Betten geschlafen hat (zumindest nicht „aus-“, ganz sicher aber „bei-“). Dass der Rumpf der Maschine außen deutlich sichtbar mit dem Led Zeppelin-Schriftzug verziert wird, versteht sich von selbst. Auf eben jeder Fanseite Achilles Last Stand findet sich eine üppige Bildergalerie vom grandiosen Inneren.

So lässt es sich natürlich aushalten. Deshalb reisen Led Zeppelin auch auf der 1975er-US-Tour mit dem „Starship“, was sie angeblich 2.500 Dollar pro Stunde oder 5 Dollar pro Meile kostet, je nach dem, was höher ausfällt. Einmal setzt sich sogar John „Bonzo“ Bonham auf den Sitz des Copiloten und fliegt die ganze Entourage von New York nach L.A. Eine Fluglizenz hat der Mann natürlich nicht; eigentlich sollte man zu ihm nicht mal ins Auto steigen…

Standesgemäß

Andere Rockhelden wollen natürlich nicht weniger komfortabel touren. Zu den Kunden der „Starship“ gehören die Rolling Stones, Deep Purple, die Allman Brothers und Alice Cooper. Leider kommt es seit 1974 immer wieder zu Triebwerksproblemen, weswegen Led Zeppelin für ihre US-Dates 1977 kurzerhand die Caesar’s Chariot mieten, zu deutsch: „Die Sänfte des Caesars“. Diese Boeing 707 gehört dem Caesars Palace Hotel in Las Vegas. Als später die Allman Brothers das Flugzeug übernehmen, hat man ihnen die Worte „Welcome Allman Brothers“ auf dem Tresen ausgelegt – in Kokain. Wie aufmerksam.

Die „Starship“ mit dem Logo der Allman Brothers. Foto: Steve Williams [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0) or CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons

1977 darf die „Starship“ schon nicht mehr fliegen, im Juli 1982 wird sie auseinandergenommen. Ihr Platz in der Rock’n’Roll-Historie ist ihr jedoch sicher: Wie so oft haben alle Klischees einen wahren Kern, auch die über Dekadenz, Reichtum und wirklich aufregende Zeiten…

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