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Popkultur

Zeitsprung: Am 23.3.1978 bekommen The Police endlich einen Plattenvertrag.

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Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 23.3.1978.

von Christof Leim

Am Anfang lief es eher schleppend: Ihr erstes Album nehmen The Police mit winzigem Budget und geliehenem Geld auf. Noch will kein Label anbeißen. Erst ein kleiner Song namens Roxanne bringt 1978 die Wende…

Hört euch hier die besten Songs von The Police an:

Als The Police Anfang 1978 ins Studio gehen, um ihr Debüt Outlandos d’Amour einzuspielen, müssen sie sich £1500 von Miles Copeland III leihen, einem Strippenzieher im Musikbusiness und Bruder von Schlagzeuger Stewart Copeland. Einen Plattenvertrag gibt es für sie zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Erst ein Jahr vorher hatte der Bassist und Sänger Gordon Sumner, genannt Sting, den Schlagzeuger der Progressive-Rocker Curved Air, Stewart Copeland, kennengelernt. Inspiriert von der Punkwelle in London gründen die beiden 1977 ein Trio mit dem Gitarristen Henry Padovani. Doch irgendwie geht das alles nicht vorwärts: Die erste Single Fall Out, aufgenommen für umwerfende £150, erscheint im Mai 1977 bei einem Kleinlabel und interessiert niemanden. Zudem fühlen sich Sting und Copeland von Padovani musikalisch limitiert. Als sie Andy Summers kennenlernen, sehen sie ihre Chance: Der Gitarrist ist zehn Jahre älter und hat schon in etlichen Bands gespielt, darunter bei Eric Burdon & The Animals. Zweimal treten The Police als Quartett auf, dann wird Padovani vor die Tür gesetzt.

Fehlende Punk-Kredibilität?

Dass The Police sich damals der Punk-Bewegung zugehörig fühlen, verwundert heute angesichts der vielfältigen Sounds, die das Trio produzieren sollte. Schon damals kombinieren die Musiker Reggae, Jazz, Prog und Rock, wie man es noch nicht oft gehört hatte. Trotzdem geht es nicht richtig voran. Es gibt keinen Manager und keinen Deal, vor allem kein Geld. Deshalb können The Police ihr erstes Werk immer nur dann aufnehmen, wenn in den Surrey Sound Studios in Leatherhead, Surrey gerade sonst niemand arbeitet. Das heißt: Zwischendurch und stückweise verteilt über einen Zeitraum von sechs Monaten.

Miles Copeland III sieht nicht viel Zukunft für die Band seines trommelnden Bruders, nicht zuletzt deshalb, weil seiner Meinung nach ein Musiker wie Andy Summers die Punk-Kredibilität der Truppe beschädigt. Trotzdem stellt er widerwillig die £1500 zur Verfügung. Das reicht hinten und vorne nicht; der Sage nach zahlt die Band ihre Schulden bei den Studioinhabern erst Jahre später ab.

Der eine Song macht’s

Bei einem Besuch in Surrey hört Miles Copeland III dann jedoch zum ersten Mal einen Song namens Roxanne, den Sting über Prostituierte in Paris geschrieben hatte. Weil die Nummer ruhiger und melodischer klingt als der Rest des Repertoires, nimmt der Frontmann sie nicht so richtig ernst. Im Gegensatz zu Miles: Der pfeift auf Punk und Kredibilität, sondern lobt die Komposition in höchsten Tönen. Mit einer Aufnahme von Roxanne im Gepäck klopft er an die richtigen Türen: Am 23. März 1978 nimmt die große Plattenfirma A&M Records The Police wegen der Stärke des Tracks unter Vertrag. Und endlich platzt der Knoten.

Roxanne erscheint am 7. April 1978 als Single, während der Rest des Albums noch aufgenommen wird. In die Charts schafft es Nummer weiterhin nicht, außerdem lehnt die BBC es ab, das Stück auf die Playlisten zu nehmen. Das machen sich The Police zunutze – und behaupten einfach, der Song sei von der altehrwürdigen britischen Sendeanstalt wegen des Themas „Prostitution“ zensiert worden. Das stimmt schlicht nicht, aber A&M versehen die Single trotzdem mit Aufklebern, auf denen zu lesen steht: „Banned by the BBC.“ Das sorgt für Aufmerksamkeit.

Zweiter Anlauf

Die zweite Single Can’t Stand Losing You schafft es wenig später auf Platz 42 der britischen Charts, das im November veröffentlichte Album allerdings kann immer noch keine großen Wellen schlagen. Im Februar 1979 erscheint Roxanne in den USA – und wird mit offenen Armen empfangen (Platz 32). Im April 1979 wird die Single deshalb erneut in Großbritannien veröffentlicht. Und jetzt klappt es: Die Band spielt den Song bei der immens einflussreichen TV-Show Top Of The Pops und schafft mit einem Platz 12 in den Single-Charts den Sprung nach oben. Outlandos d’Amour erreicht in der Folge sogar die Top Ten.

Der Rest ist, wie wir wissen, Geschichte: The Police werden zu einer der erfolgreichsten Bands der Achtziger. Der Mut von A&M Records, im März 1978 eine unbekannte und ungewöhnliche Band unter Vertrag genommen zu haben, sollte sich auszahlen.

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