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Popkultur

Zeitsprung: Am 11.7.1975 starten Fleetwood Mac ihrem gleichnamigen Album durch.

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"Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 11.7.1975.

von Christof Leim und Tom Küppers

Es hat alles ein bisschen gedauert: Bereits neun Alben der britisch-amerikanischen Band stehen in den Läden, als 1975 Fleetwood Mac erscheint. Nach Jahren der Umbrüche und Umbesetzungen bringen gleich zwei neue Mitglieder den nötigen Schwung, ständiges Touren zahlt sich aus: Dank der Hitsingles Over My Head, Rhiannon und Say You Love Me geht die Platte durch die Decke.

Hier könnt ihr in Fleetwood Mac reinhören:

Das Leben als Rockband ist bekanntermaßen turbulent. Da kann es schon mal vorkommen, dass Mitglieder schneller ausgetauscht werden als man „One-two-three-four“ zählen kann. Die 1967 in England gegründeten Fleetwood Mac verschleißen in ihren ersten acht Karrierejahren gleich neun Besetzungen, nur Gründer und Schlagzeuger Mick Fleetwood sowie Bassist John McVie erweisen sich als personelle Konstanten. Auf ihren ersten Alben spielt die Band angeführt von Gitarrist und Sänger Peter Green vor allem bluesbasierten Rock, der mit Albatross und dem später von Santana populär gemachten Black Magic Woman bereits erste veritable Hits abwirft.

Ständiger Wechsel

Nachdem Green im Mai 1970 aussteigt, versucht die Band in den Folgejahren mehrfach, sich neu zu erfinden. Leute kommen und gehen, aber nur die allerwenigsten bleiben, etwa Sängerin und Keyboarderin Christine McVie, die praktischerweise den Bassisten geheiratet hat. Die zu dieser Zeit entstehenden Alben orientieren sich weniger am Blues, sondern eher an angesagten Rock- und Pop-Sounds. 1974 wird es dann völlig obskur, als der Manager verkündet, im Besitz der Namensrechte zu sein und ein komplett neues Line-up auf die Straße schickt. Mick Fleetwood, die McVies und Co. verlagern ihren Wohnsitz in die USA und ziehen vor Gericht. Zwar sind sie ein knappes Jahr zur Untätigkeit verdammt, unterschreiben in dieser Zeit immerhin einen neuen Plattenvertrag.

Vor ihrem Einstieg bei Fleetwood Mac veröffentlichten die beiden neuen Mitglieder bereits ein Album als Duo.

Auf der Suche nach einem geeigneten Aufnahmeort für das zehnte Album landet Bandchef Fleetwood in den Sound City Studios in Los Angeles, wo ihm zu Demonstrationszwecken die Aufnahmen eines jungen unbekannten Duos vorgespielt werden: Gitarrist Lindsay Buckingham und Sängerin Stevie Nicks. Fleetwood zeigt sich sofort hellauf begeistert, besonders das Solo von Frozen Love hat es ihm angetan. Er beschließt, sowohl das Studio als auch den Gitarristen für seine eigene Band zu verpflichten. Da Buckingham und Nicks sind nur beruflich, sondern auch privat liiert sind, besteht der Gitarrist darauf, seine Partnerin ebenfalls mitzubringen. Fleetwood akzeptiert.

Es passt

Zunächst hegen die beiden Neuen noch Bedenken, was ihre kreative Unabhängigkeit angeht. Doch mit ihrer gemeinsamen Karriere geht gerade es nicht wirklich voran, sie befinden sich in „völligem Chaos“, wie Nicks dem Magazin Uncut erzählt. „Wir können immer noch aussteigen“, erklärt die Sängerin damals ihrem Partner. „Sie zahlen uns 200 Dollar die Woche. Das können wir sparen und in sechs Monaten mit einem netten Polster unser eigenes Ding machen, wenn es nicht funktioniert.“ Dazu kommt es glücklicherweise nicht. Vielmehr geht es Schlag auf Schlag…

Die erfolgreichste Besetzung der Band: Fleetwood, Nicks, McVie, McVie, Buckingham (v.l.)

Schon kurz nach der Line-up-Erweiterung nimmt der Fünfer das Album auf. „Es fühlte sich richtig an“, erinnert sich Mick Fleetwood in einem Interview mit dem britischen NME. „Das ging alles richtig schnell. Genaugenommen gehörten die beiden zu Band, bevor wir auch nur eine Note zusammen gespielt hatten. Wir haben uns getroffen, konnten uns gut leiden, fertig. Danach haben wir für zehn Tage geprobt und sind ins Studio gegangen. Das passte einfach.“

Softrock statt Blues

Ganz ohne Probleme verlaufen die Aufnahmen allerdings nicht: Dass die beiden Neuzugänge zu erwähnen vergessen, dass ihre romantische Liaison kurz vor dem Ende steht, trägt ebenso zu Spannungen bei wie Buckinghams oberlehrerhafte Art, anderen Musikern zu erklären, wie sie seine Songs und ihre Instrumente zu spielen haben. Bassist John McVie lässt ihn deswegen ziemlich grandios auflaufen mit den Worten „Die Band, in der du spielst, heißt Fleetwood Mac. Ich bin der Mac. Und ich spiele den Bass.“ Doch was diese Konstellation gemeinsam musikalisch abliefert, ist fast schon magisch.

Am 11. Juli 1975 steht die erste Platte der neuen Besetzung in den Regalen. Sie trägt wie schon das Debüt von 1968 den Titel Fleetwood Mac, was einen Neustart markiert, aber potenziell für Verwirrung sorgt. Deswegen bezeichnen manche Fans die Scheibe auch als The White Album. Musikalisch entfernt sich die Truppe hier noch konsequenter von den Blues Rock-Wurzeln der Vergangenheit und setzt auf aufgeräumten, hochmelodischen Softrock mit grandiosen Songs.

Tolles Songwriting überall

Interessanterweise sind es die beiden Neuen, die der Platte ihre wichtigsten Momente verleihen. Gleich mehrere der Stücke standen ursprünglich für ein zweites Buckingham/Nicks-Album auf dem Plan, darunter Monday Morning, I’m So Afraid und das aus Nicks Feder stammende Rhiannon. Letzteres erweist sich als so erfolgreich, dass es gleich zweimal als Single ausgekoppelt wird. Hier glänzt die Sängerin vor allem live mit einer intensiven Darbietung, die Mick Fleetwood in einer Behind The Music-Dokumentation mit einem Exorzismus vergleicht.

In der Folgezeit bringen Fleetwood Mac ihr Werk mit großem Einsatz auf die Straße: „Christine hat im LKW oben auf den Verstärkern geschlafen“, erinnert sich Nicks in Uncut. „Wir haben überall gespielt und so Platten verkauft. Wir haben dem Album in den Arsch getreten.“ Die erste Single Warm Ways schafft es nicht in die Charts, der Nachfolger Over My Head erreicht Platz 20 und ebnet den Weg für die beiden Hits Rhiannon und Say You Love Me (beide Platz 11). Die harte Arbeit zahlt sich aus: Nach über einem Jahr, im September 1976, erreicht Fleetwood Mac die Spitze der US-Charts und wird in den Vereinigten Staaten zum zweiterfolgreichsten Album des Jahres 1976, übertroffen nur von Peter Framptons Megahit Frampton Comes Alive!. Und der Schwung hält an: Noch 1977 gehört die Scheibe zu den Top Ten. Fleetwood Mac haben sich als Stars und Dauergäste im Rockradio etabliert.

Mit dem nächsten Album Rumours gehen sie 1977 dann zwar endgültig durch die Decke, verlieren sich aber zwischen Alkohol, Koks, Scheidungen und internem Zwist immer weiter, so dass diese erfolgreiche Besetzung 1987 zum ersten Mal auseinanderbricht und sich erst zehn Jahre später wieder reformiert. Aber das ist eine andere Geschichte…

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