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Popkultur

KISS: So war das Abschiedskonzert auf der Berliner Waldbühne

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Man kann nicht ewig als Dämon verkleidet, mit Ritterrüstung und auf Plateauschuhen Feuer und Blut spucken, dabei Rock-Songs singen und dabei so tun, als wäre das nicht anstrengend. So in etwa verlautbarte das Gene Simmons anlässlich der aktuellen KISS-Welttournee, die ihre letzte sein soll. 

von Markus Brandstetter

Ob das tatsächlich stimmt, wird die Geschichte zeigen – am Dienstag führte die End Of The Road Tour KISS jedenfalls ein vermeintlich letztes Mal nach Berlin, genauer gesagt auf die Waldbühne.


Hört hier das letzte KISS-Studioalbum Monster:


„You wanted the best, you got the best“: Mit diesem altehrwürdigen Slogan wird auch dieser Abend eröffnet. Die Erwartungen sind hoch, natürlich: KISS sind Rock’n’Roll-Dienstleister, enttäuscht geht hier kein Kunde – pardon, kein Fan nach Hause. Um den Hang zum Superlativ auszuleben, hieß es im Vorfeld, es sei die spektakulärste Bühnenshow der Bandgeschichte. Das müssen KISS auch sagen, sonst wären sie nicht KISS.

KISS bleiben ihren Fans nichts schuldig

Die Band ballert gleich zu Anfang drei Hochkaräter raus: Detroit Rock City, Deuce und Shout It Out Loud. Alle sind gut eingespielt, Stanley und Simmons gut bei Stimme. Ebenfalls gleich zu Beginn gibt auch der Pyrotechniker ein Lebenszeichen. Bei Sonnenlicht knallt es aber weniger schön als später, wenn es dunkel ist. Die Pyro ist natürlich Teil jeder KISS-Show: Raketen aus Gitarren, Feuersalven, brennende Schwerter, ein feuerspuckender Gene beim Stück War Machine.



Starchild Stanley ist der Conférencier, Publikumsdompteur, Animateur, Zirkusdirektor. Ob wir mit ihnen eine Rock’n’Roll-Party feiern wollen, fragt er mit hoher Stimme – und klingt dabei wie eine Comicfigur. Klar, alle wollen das. Gene Simmons ist das Kontrastprogramm: Er spuckt Blut, lässt die Zunge schlabbern und zelebriert bei God Of Thunder seinen inneren wie äußeren Dämon.

Am besten im Dunkeln

Einen Schwachpunkt hat der Abend aber: die Solo-Spots. Besonders Tommy Thayers Gitarrensolo klingt eher nach uninspiriertem Gegniedel, da kann auch die Pyrotechnik nicht davon ablenken. Schon etwas besser, aber auch zu sehr in die Länge gezogen ist das Schlagzeugsolo von Eric Singer. Das Spektakulärste daran ist wohl die Plattform, auf der Singer beim Spielen in die Höhe katapultiert wird. Bei Let Me Go Rock’n’Roll solieren alle nochmal um die Wette – so richtig dienen tut das dem Song nicht.

 

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Black Diamond #Berlin #EndOfTheRoad World Tour

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Wenig überraschend: Je dunkler es wird, desto ausgelassener wird auch die Stimmung. Der Höhepunkt ist als vorletzter Song der größte Hit der Band, I Was Made For Lovin’ You, den Stanley auf einer Plattform im Publikum spielt. Berlin wird immer in seinem Herzen bleiben, erklärt er, und das Publikum jubelt. Mit Black Diamond beendet die Band ihr Set – und kommt anschließend für eine grandiose Zugabe zurück.

Damit ist weniger die Ballade Beth gemeint, die Singer solo (mit kitschigen Streichersounds vom Band) bestreitet, sondern was darauf folgt: KISS verabschieden sich mit Crazy Crazy Nights und Rock And Roll All Nite. Feuerwerk, Verbeugungen, große Gefühle. Die KISS Army feiert ein letztes Mal ihre Helden – und die haben an diesem Abend einmal mehr alle Register gezogen.

Ob KISS mit dieser Tour jetzt tatsächlich so viel draufgelegt haben, wie sie behaupteten, ist fraglich. Eigentlich war’s wie immer: richtig herrlich.

Die Setlist von Kiss in Berlin:

Detroit Rock City
Shout It Out Loud
Deuce
Say Yeah
I Love It Loud
Heaven’s on Fire
War Machine
Lick It Up
Calling Dr. Love
100,000 Years
Cold Gin
God Of Thunder
Psycho Circus
Let Me Go, Rock’n’Roll
Love Gun
I Was Made for Lovin’ You
Black Diamond
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Beth
Crazy Crazy Nights
Rock And Roll All Nite


Übrigens: In unserem Shop findet ihr aktuell die streng limitierten Vinyl-Releases Double Platinum und Best Of Solo Albums sowie die ausufernde Retrospektive Kissworld, die die Band zum nahenden Karriereende veröffentlicht hat.


Titelbild: Kevin Winter/Getty Images


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