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Popkultur

5 Wahrheiten über Genesis

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Hier nehmen wir uns mal ein paar Minuten Zeit und prüfen gängige Klischees und Falschannahmen der Musikwelt… Einfach weil wir es können bzw. einfach weil es so viel mehr Vorurteile gibt  als alle Beatles, Rolling Stones und Queen-Singles zusammenaddiert (lies: sehr viele). Wir nehmen uns also ein Genre oder einen Künstler und schauen wie stichhaltig die gemeinhin als richtig wahrgenommenen Annahmen sind. Zieht eure kugelsicheren Westen an, der Beschuss mit gängigen Klischees erfolgt diesmal zu einer Band, die absolut nicht tanzen kann, bei denen der Drummer das Singen angefangen hat und deren Mitglieder bereits allein genommen Institutionen, ja gar wahre Legenden sind! Welches Kaliber hat denn dann die dazugehörige Band, fragt sich der interessierte Leser nun berechtigt. Nun, ein großes. Es geht um niemand anderes als Genesis!


 1. Und Drummer können doch singen!

Nur um das nochmal klarzustellen: Mit Genesis meinen wir die Band, nicht den Prolog von diesem Buch, von dem immer alle reden. Obwohl wir hier ohne groß mit den Wimpern zu zucken auch von biblischen Ausmaßen einer Band sprechen können. Und dabei hat alles zunächst so klein und dann auch noch so wenig erfolgreich angefangen.

Bereits zu Schulzeiten gründen Sänger Peter Gabriel und Tony Banks das zukünftige Progrock-Urgestein im beschaulichen Surrey. Mit Mike Rutherford, Anthony Phillips und Chris Steward landen sie sogar einen Deal mit Decca Records – um dann Platte auf Platte floppen zu lassen. Schöner Mist! Außerdem stehen bei solchen Angelegenheiten auch immer gleich Personalwechsel an. Im Falle von Genesis aber das Beste, zu dem sich die Band je durchringen konnte. Denn plötzlich steht da das Londoner Energiebündel Phil Collins im Proberaum. Er hatte sich auf eine Anzeige im Melody Maker gemeldet, da sich seine eigene Band kurz vorher in Luft aufgelöst hat und Genesis ja grade einen neuen Schlagzeuger suchten. Also dann, vielleicht stimmt die Chemie ja.

Und wie sie das tat! Schon kurz darauf erschufen sie mit Foxtrot einen Prog Epos, der bis heute als unantastbar gilt. Dennoch bleiben Chart-Einstieg und Edelmetall-Platten außer Reichweite. Kurz darauf trennt sich zudem Peter Gabriel von seiner eigenen Band. Genesis waren schon kurz davor, einfach als instrumentale Truppe weiterzumachen – als ihnen eine noch hanebüchenere Idee kommt: Warum kann Phil nicht ans Mikro? Was einigen hartgesottenen Gabriel Fans heute immer noch nicht so richtig gefällt, brachte Genesis damals auf den Pop-Kurs – der sie direkt in die Chefetage des Musiker-Olymp führen sollte.


2 Genesis waren nicht immer so stilvoll, man konnte auch Kitsch!

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Junge, Junge… bevor wir uns jetzt die Missgunst der straight-edge Genesis Verfechter aufhalsen, bitte daran denken: Es geht hier um Musik, nicht den Ernst des Lebens. Und im Sinne der Musik lässt sich sagen, dass Genesis in ihren frühen Tagen schon ein paar lustige Sachen rausgehauen haben, die nicht so d’accord mit der sonstigen Arbeit der Gentleman waren. Nichts mit einem rhythmischen Kopfnick-Garanten wie I Can’t Dance oder epischen Drum-Parts wie in In The Air Tonight. Ne, da tanzt beim Promotion-Clip für das Album A Trick Of The Tail mal eben der Miniatur-Collins übers Piano.

Britischer Humor? Man weiß es nicht. Dennoch ein komödiantisches Stück Musikgeschichte!


 3. Mike Rutherford als Gummi-Puppe ist der Knaller!

 Kennt hier jemand das Musikvideo zu Land Of Confusion? Nein? Okay, dann habt ihr genau jetzt was nachzuholen. Ganz davon abgesehen, dass das gesamte Video ein wirklich denkwürdiges Spektakel ist, hat uns die Adaption von Mike Rutherford als Latex-Puppe doch besonders gründlich die Lachmuskeln trainiert.


Schaut euch hier das Video zu Land Of Cunfusion an:


Um an dieser Stelle ein paar Missverständnisse auszuräumen – im Video performen Phil, Tony und Mike als Puppen an ihren Instrumenten. Und wer jetzt noch mit der britischen Satire-Serie Spitting Image etwas anfangen kann, der weiß auch schon wo die Reise hingeht. Denn mit genau dem trottelig-charmanten Appeal, mit der in der Serie die Familie der Royals durch den Kakao gezogen wird, hämmern uns die drei Genesis Puppen den Beat zu einem ihrer besten Rocksongs in die Ohren. Und – nun ja – Mr. Rutherford ist dabei eben besonders gut getroffen worden.

Von der ästhetischen Komik mal abgesehen, hat es der Songtext dann auch noch in sich. Es ist ein Lied darüber, auf was für einem schönen Planeten wir leben und wie sich die Menschheit grade selbst zu Grunde richtet. Heute keine ganz schockierende Botschaft, in den 80ern aber ein klarer Protestsong. Dafür gab’s auch gleich einen Grammy in der Kategorie bestes Video!


 4. I Can’t Dance war ursprünglich nur ein Witz

Man kennt das ja – da schaut man sich diese gute alte Levi’s Werbung an, hört die Should I Stay Or Should I Go Melodie von The Clash und plötzlich hat man selbst ein Gitarren-Riff geschrieben. Aber die paar Töne? Viel zu simpel für Genesis, dachte sich auch Mike Rutherford. Doch Tony Banks griff die simple Rhythmik mit dem Keyboard auf und formte daraus einen der ganz großen Genesis Hits.


Schaut euch hier das Video zu I Can’t Dance an:


 

Und in Sachen Coolness übertrifft das Musikvideo zum Song im Übrigen jede Jeans Werbung, die wir jemals gesehen haben.


5. Er kann es immer noch!

Es ist traurig, aber wahr: Die große Genesis Zeit liegt hinter uns. Aber dennoch machte der liebe Phil vor kurzem erst wieder von sich reden. In Jimmy Fallons Tonight Show performte er In The Air Tonight zusammen mit der Studio-Band The Roots so, als hätte sich Genesis niemals verabschiedet. Klasse Sache! Bleibt uns nur zu hoffen, dass wir so etwas noch öfter zu hören bekommen.



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