Popkultur
10 Songs, die jeder Megadeth-Fan kennen muss
Metal-Fans muss man Megadeth nicht erklären. Als eine der vier wichtigsten Thrash-Bands aller Zeiten (neben Metallica, Slayer und Anthrax) gehört die Truppe um Dave Mustaine fest zum Metal-Kanon. Schon mit ihrem zweiten Album Peace Sells…But Who’s Buying (1986) gelang der Band einer ihrer großen Klassiker. Nach einer langen Karriere voller Höhen und Tiefen beweisen Megadeth aber bis heute mit Alben wie Dystopia (2016), dass man immer mit ihnen rechnen muss und wie viel ärmer die Metal-Welt ohne sie wäre. Jeder Fan kennt natürlich die Songs, die wir hier ausgewählt haben für unsere Megadeth-Top-Ten. Ein Einstieg für alle, die sich frisch in die Band verlieben wollen. Klappt garantiert!
Hört hier in unsere 10 Songs, die jeder Megadeth-Fan kennen muss, rein:
Für die ganze Playlist klickt auf “Listen”.
1. Mechanix (von Killing Is My Business…And Business Is Good!, 1985)
Kurz vor den Aufnahmen zu Kill ’Em All flog Dave Mustaine bei Metallica raus und gründete Megadeth. An vier Songs des Metallica-Debüts war er beteiligt, unter anderem The Four Horsemen, das es unter dem Titel Mechanix auch auf das Megadeth-Debüt schaffte. Das Album war vielleicht noch nicht ganz perfekt, aber in jedem Fall ein hochenergetischer, vielversprechender Ausblick auf das, was noch kommen sollte.
2. Peace Sells (von Peace Sells…But Who’s Buying?, 1986)
Ein Jahr später gelang Mustaine und Co. dann schon ein waschechter Klassiker: Peace Sells… gilt für viele Fans als stärkstes Album der Band. Die punkig politische Attitüde und eine düstere Perspektive auf die Gesellschaft kulminieren im hymnischen Titelsong. Komplex und unmittelbar, wild rasend und doch mit genug Schwung vor allem in der klassischen Bassline, um zu einem ewigen Thrash-Hit zu werden. Und auch wenn Mustaine hier wie so oft an die Grenzen seines Singvermögens stößt, passt alles perfekt zusammen.
3. In My Darkest Hour (von So Far, So Good…So What!, 1988)
Die Nachfolgerplatte von Peace Sells… besaß zwar nicht dieselbe konzeptuelle Stringenz, hatte aber nicht wenige fantastische Songs zu bieten. In My Darkest Hour ist ganz vorne dabei und schafft es wohl in die Bestenliste jedes Megadeth-Fans. Die Nummer schrieb Mustaine in einem Zug und voller Betroffenheit, als er vom Tod seines ehemaligen Bandkollegen Cliff Burton erfahren hatte. Der Metallica-Bassist starb im September 1986 auf der Europatour zu Master Of Puppets bei einem tragischen Busunfall in Schweden.
4. Holy Wars…The Punishment Due (von Rust In Peace, 1990)
Für die einen ist es Peace Sells…, für die anderen Rust In Peace: das ganz große Meisterwerk Megadeths, das musikalisch auch heute noch von der ersten bis zur letzten Sekunde überwältigt und den Test der Zeit bestanden hat. Eines der Highlights der Platte ist natürlich der Eröffnungssong. Holy Wars…The Punishment Due war als Kritik an religiösem Fanatismus gedacht und inspiriert vom Nordirlandkonflikt – und das obwohl Mustaine selbst bekennender Christ war. Musikalisch ist der Song wie der Rest der Platte geprägt von einem kompositorisch komplexen Progressive-Einfluss, den auch Metallica mit Thrash-Ästhetik verknüpften.
5. Hangar 18 (von Rust In Peace, 1990)
Okay, eine Rust In Peace-Zugabe, weil es so schön ist. Ein Thrash-Gedicht mit Verschwörungstheorie namens Hangar 18. Darin geht es um das Gerücht, dass im Hangar 18 der Wright-Patterson Air Force Base in Ohio das Wrack des Ufos aus Roswell deponiert war. Noch besser wird die Nummer gegen Schluss, wenn der Text gesungen ist und Mustaine und Marty Friedman sich in einen Rausch aus Gitarrensoli spielen.
6. Symphony Of Destruction (von Countdown To Extinction, 1992)
Auch mit dem nächsten Album ging es in Sachen Verkaufszahlen für Megadeth weiter steil nach oben. Countdown To Extinction ist bis heute ihre erfolgreichste Platte. Wieder war die Strategie der von Metallica ähnlich, die mit Metallica (1991) endgültig im Mainstream ankamen. Klassiker wie Symphony Of Destruction sind knackiger und eingängiger als alle Songs zuvor, doch immer noch heavy und authentisch genug, um diesen künstlerischen Schritt zu respektieren. Immerhin wurde es ihr größter Hit.
7. Angry Again (von Last Action Hero OST, 1993)
Näher am Mainstream-Rock waren Megadeth nie als mit ihrem Beitrag zu diesem Arnie-Action-Blockbuster. Unter Fans ist die Nummer natürlich kontrovers, das ist uns völlig klar. Aber wer will bestreiten, dass dieses simple, schwere Riff gut reingeht? Und eine Grammy-Nominierung für „Best Metal Perfomance“ brachte ihnen Angry Again auch ein, völlig verdient und gegönnt.
8. À Tout Le Monde (von Youthanasia, 1994)
Auch auf dem nächsten Album hieß die Devise: weniger Experimente, weniger vertrackte Kompositionen, sondern eingängiger und so radiofreundlich, wie es Metal eben erlaubt. Eine völlig natürliche Entwicklung für eine solche Band zur damaligen Zeit, auch wenn das Ergebnis natürlich nicht mehr die kreative Brisanz der früheren Klassiker hatte. Wie passend ist da der Titel À Tout Le Monde, was übersetzt soviel bedeutet wie „für die ganze Welt“ oder „für alle“. Und dann sang Mustaine den Refrain auch noch auf Französisch! Ein schöner Moment an der Grenze zum Alternative Rock, der im Werk von Megadeth nicht vergessen werden sollte.
9. Washington Is Next (von United Abominations, 2007)
Nach einigen eher schwachen und orientierungslosen Alben ging es für Megadeth Ende der 2000er wieder zurück in die kreative Erfolgsspur und back to the roots. Auf United Abominations hört man wieder klassischen Thrash mit Progressive-Elementen und Mustaine textet wieder bissig politisch, zum Beispiel in der unmissverständlichen Kampfansage Washington Is Next.
10. Dystopia (von Dystopia, 2016)
Zugegeben: Die neueren Megadeth-Alben können für Fans eine emotionale Berg- und Talfahrt sein. Man muss mit Enttäuschungen rechnen. Die gute Nachricht ist aber, dass man immer wieder beglückt wird mit einer hervorragend Platte. Zu dieser Sorte zählt auch das zuletzt veröffentlichte Dystopia aus dem Jahr 2016, das insgesamt 15. Studioalbum. Mehr Zurück-zu-den-Thrash-Wurzeln geht nicht. Wütend und aggressiv, aber auch tight und blitzeblank produziert. Der Titelsong steht stellvertretend für dieses extrem gelungene Spätwerk und macht eines klar: Wenn man heute zu einer Megadeth-Show geht, bekommt man viel mehr geliefert als nur die alten Hits. Sie können es nämlich noch immer.
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Popkultur
Vor 55 Jahren feierten Simon & Garfunkel mit „Mrs. Robinson“ eine Nummer eins
Am 1. Juni 1968 landeten Simon and Garfunkel mit Mrs. Robinson auf Platz 1 der US-amerikanischen Billboard Hot 100 Charts — und blieben dort drei Wochen lang. Wir werfen einen Blick auf die Entstehung des Songs.
von Markus Brandstetter
Es ist einer der größten Songs der Popgeschichte — und entstand zu einem guten Teil sozusagen aus Verlegenheit. Geschrieben hatte Paul Simon den Song eigens für den 1967 erschienenen Film The Graduate. Ganz einfach war die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Mike Nichols nicht — dieser hatte nämlich zwei andere Songvorschläge abgelehnt.
Zähe Soundtrack-Zusammenarbeit
Simon hatte ihm zwei Stücke namens Punky’s Dilemma und Overs vorgespielt, so richtig enthusiastisch stimmen Nichols die Songs allerdings nicht. Der Sänger und Songschreiber hatte noch etwas in der Tasche: einen Entwurf eines Stücks namens Mrs. Roosevelt (so der Arbeitstitel des Stücks, der sich ursprünglich auf die Politaktivisten und Ehefrau des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, Eleanor Roosevelt bezog. Dass der Song dann auf Mrs. Robinson umgetauft wurde, macht Sinn — schließlich heißt so der weibliche Hauptcharakter des Films. Die Geschichten, wie es dazu kam, variieren indes ein wenig.
„Paul hatte an dem Song gearbeitet, der jetzt Mrs. Robinson heißt, aber es gab keinen Namen darin und wir füllten ihn einfach mit irgendeinem dreisilbigen Namen. Und wegen des Charakters in dem Film fingen wir einfach an, den Namen Mrs. Robinson zu verwenden, weil er passte […]“, erinnerte sich Art Garfunkel einmal. Eines Tages saßen wir mit Mike zusammen und sprachen über Ideen für einen weiteren Song. Und ich sagte: Wie wäre es mit Mrs. Robinson? Mike schoss auf die Beine. Ihr habt einen Song, der Mrs. Robinson heißt, und ihr habt ihn mir noch nicht einmal gezeigt? Also erklärten wir ihm den Arbeitstitel und sangen ihn ihm vor. Und dann hat Mike ihn für den Film als ‘Mrs. Robinson’ verewigt.“
Paul Simon: „Ich wusste nicht einmal, was ich spielte“
Paul Simon, der am Anfang von der Auftragsarbeit nicht wirklich begeistert war, erinnert sich folgendermaßen: „Mike Nichols rief an und fragte uns. Er sagte, er habe ein Buch und wolle einen Film mit dem Titel The Graduate drehen… Er überzeugte uns, die Musik zu machen. Die Musik sollte größtenteils Originalmusik sein, aber es kam vor, dass wir, um eine Szene zu füllen, ein Musikstück nahmen und es dort einsetzten, nur um zu hören, wie die Musik klingen würde.“ Die Entstehung des Songs sei sehr spontan und intuitiv gewesen, erzählt er: „Mrs. Robinson wurde an Ort und Stelle erfunden”, fährt er fort. “Ursprünglich sollte das eine Verfolgungsszene sein, und sie wollten Gitarrenmusik. Ich spielte… Ich wusste nicht einmal, was ich spielte, ich riffte einfach auf der Gitarre.” Auf dem Soundtrack des Films finden sich zwei Kurzversionen des Stücks. Die volle Version — die sich in einigen Dingen unterscheidet, gab es erst im Jahr darauf zu hören: da veröffentlichten Simon & Garfunkel ihr Album Bookends.
„Das von Harmonien getriebene Lied des schwülen Vorstadtvergnügens“
Textlich ist der Song ganz auf die Filmfigur Mrs. Robinson zugeschnitten, die eine komplexe Beziehung mit einem jungen Mann eingeht. Oder wie es das Magazin American Songwriter beschreibt: „Der berüchtigte Song Mrs. Robinson von Simon & Garfunkel ist die inoffizielle Hymne einer außerehelichen Affäre. Es ist die inoffizielle Hymne der älteren Frau. Es ist das von Harmonien getriebene Lied des schwülen Vorstadtvergnügens.“
Joe DiMaggio: „Ich bin nirgendwo hingegangen!“
Einer soll übrigens über den Text — genauer gesagt die legendäre Zeile „Where have you gone, Joe DiMaggio“ — nicht begeistert gewesen sein: nämlich die Baseball-Legende Joe DiMaggio selbst. Simon berichtet, ihn in einem Restaurant getroffen zu haben. Das Gespräch sei so verlaufen: „Ich war zufällig in einem Restaurant und da war er. Ich nahm meinen Mut zusammen und ging hin, um mich vorzustellen und zu sagen: ‚Hi, ich bin der Typ, der “Mrs. Robinson” geschrieben hat’, und er sagte: ‚Ja, setzen Sie sich… warum sagen Sie das? Ich bin hier, jeder weiß, dass ich hier bin.æ Ich sagte:‚’So habe ich es nicht gemeint – ich meine, wo sind diese großen Helden jetzt?’ Er war geschmeichelt, als er verstand, dass es schmeichelhaft gemeint war.”
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Popkultur
Zeitsprung: Am 1.6.1975 beginnt Ron Wood seine erste Tour als Gitarrist der Rolling Stones.
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 1.6.1975.
von Christian Böhm und Christof Leim
Manchmal regelt das Universum die Dinge. So mag es sich zumindest für Ron Wood anfühlen, als er am 1. Juni 1975 die Bühne betritt. Es ist der Beginn der USA-Tour der Rolling Stones zum gerade erschienenen Album It’s Only Rock’n’Roll – und Ron Woods erste Tour als ihr neuer Gitarrist. Sein Einstieg bei der wahrscheinlich größten Rock-Band der Welt stellt sicherlich einen Meilenstein seiner Karriere dar, die bis dato schon beachtlich lief. Und Ron Wood, der davor bei den Birds, der Jeff Beck Band und bei den Faces gespielt hatte, bleibt bis heute Mitglied der Rolling Stones.
Hier könnt ihr euch das damals aktuelle Album It’s Only Rock’n’Roll anhören:
Für einen Kollegen geht mit diesem Anfang natürlich etwas zu Ende – und im Nachhinein sagt Woods Vorgänger bei den Stones, Mick Taylor, dass ihm schon immer irgendwie klar war, dass er in dieser Band nicht ewig spielen würde. Auch für Ron Wood endet gerade etwas, als Mick Jagger anruft und ihm den Job des Tourgitarristen anbietet: Die Faces sind im Begriff, sich aufzulösen, als das Telefon klingelt und für Ron etwas Neues beginnt. Man sagt ja, dass neue Türen sich genau dann öffnen, wenn man die alten schließt.
Touren sind nie langweilig
It’s Only Rock’n’Roll heißt die Tour, und der Titel trifft es wohl ziemlich genau: Vor Beginn fährt die Band Brown Sugar spielend auf einem LKW über die New Yorker 5th Avenue. Ein gelungener Promo-Gag! Nicht ganz so gelungen und auch nicht unbedingt lustig verläuft dann eine Fahrt durch Arkansas. Im Örtchen Fordyce droht die Sause vorzeitig zu enden, als die dortige Polizei die Band stoppt und zumindest einen Teil der nicht gerade wenigen Drogen in ihrem Wagen findet. Ihr Anwalt boxt die Rocker aus der Situation heraus, und so zieht der Tross weiter durch den sogenannten „Bible Belt“, den extrem christlichen Teil der USA. Wem nicht klar ist, wie die Gepflogenheiten in diesem Landstrich so aussehen, dem sei gesagt, das in Arkansas einmal versucht wurde, Rock’n’Roll per Gesetz zu verbieten.
Darüber lacht Keith Richards nicht schlecht in seiner in seiner Autobiografie Life, welche übrigens mit der oben beschriebenen Geschichte beginnt.
Ron (oder auch Ronnie, wie manche ihn nennen) Wood kannte seine neuen Mitstreiter schon vorher: Am Titelsong des Albums It’s Only Rock’n’Roll ist der Gitarrist kompositorisch beteiligt. Jagger und Richards wiederum hatten ihm zuvor bei seinem Soloalbum I’ve Got My Own Album To Do (1974) ausgeholfen. Als er die Platte 1974 schreibt, gehört Ron Wood auch zu den Faces und gibt dort mit Rod Steward ein ähnliches Duo ab wie Mick Jagger mit Keith Richards bei den Stones.
Man kennt sich, man versteht sich
Auf selbiger verstehen Keith und Ron sich fast blind. Schmunzelnd sagt Richards im Interview mit Gitarre & Bass: „Wenn ich mitbekomme, dass er sich irgendwohin bewegt, ziehe ich mich zurück und tauche unter ihm ab. Und wenn er hört, dass ich abhebe, macht er dasselbe. Es ist eben genau wie beim Weben, mit den verschiedenen Fäden – und wir sind die dienstälteste Manufaktur auf Erden. Alt und rostig. Aber hey – es funktioniert.“ Die Chemie zwischen den beiden stimmt also. Seine eigenen Songs aber kann Ronnie bei den Stones eher selten unterbringen. Die meisten Songs kommen dann eben doch von… na, von den beiden anderen eben.
„Ich wäre schon froh, wenn sie meine Stücke überhaupt mal ernsthaft anhören würden, sie könnten ja sagen: „Vergiss es, das Zeugs ist Mist.“ Aber sie könnten meinen Stücken wenigstens eine Chance geben“, sagt Wood dazu. Klingt nicht gerade nach Friede-Freude-Eierkuchen, aber so läuft das Rock’n’Roll-Geschäft ja auch nicht immer. Man sagt, Ron sei nicht immer nur Gitarrist gewesen, sondern musste auch öfter den Streitschlichter geben, wenn die beiden guten Freunde Keith und Mick sich mal wieder in den Haaren hatten.
Nicht ungefährlich
Apropos Rock’n’Roll: Für Präsident Richard Nixon waren die Stones nicht die größte, sondern „die gefährlichste Rock’n’Roll-Band der Welt“, was er dem Anwalt der Band offiziell mitteilen ließ. Ganz ungefährlich lief auch Ron Woods Leben nicht: Mehrmals unterzieht er sich Entziehungskuren, um seiner Alkoholsucht zu entkommen, und auch bezüglich anderer Substanzen galt er nicht als Kind von Traurigkeit. Bis zu acht Pints Guinness (und das sind immerhin über vier Liter Bier!) an einem Tag sollen keine Seltenheit gewesen sein – und obendrauf kamen mehrere Flaschen harter Schnaps. Nüchtern betrachtet war es Ron Wood vielleicht auch deshalb nicht möglich, die Leadgitarre der Band zu übernehmen, obwohl er das eigentlich tun sollte, denn Keith Richards gab seit jeher den Rhythmusgitarristen. Gern nennt man Keith das „Human Riff“, das menschliche Gitarrenriff, aber nun übernimmt er öfter die Leadgitarre. Auf der Bühne bedröhnt waren sie bisweilen beide.
Nochmal zurück zum Anfang der Geschichte: Mick Taylor, der den Platz für Ron Wood im Juni 1975 räumte, hatte die Qualitäten eines Rhythmusgitarristen. Noch weiter zurück findet man den anderen, vielleicht bekannteren Vorgänger Woods: Brian Jones. Auch dieser war bekannt für seinen ausschweifenden Alkohol- und Drogenkonsum. Während man Jones aber 1969 tot im Pool fand, hat Ron Wood seine Eskapaden überlebt.
Ein langer Weg
Vom langen Weg an die Spitze des Rock’n’Roll sang bekanntlich schon eine andere Rock-Größe vom unteren Ende der Welt. Vom Tour-Gitarristen avanciert Ronnie Wood zum festen Bandmitglied. Dann vergehen fast 20 Jahre als angestellter Musiker, bevor er 1993 auch Beteiligter am Unternehmen Rolling Stones wird. Später wird er sagen, dass ihm schon vor dem 1. Juni 1975 irgendwie klar war, dass er letztendlich bei den Stones landen würde. Er musste nur warten, bis das Universum das für ihn regelt.
Zeitsprung: Am 19.7.1989 rebelliert eine Kleinstadt gegen die Rolling Stones.
Popkultur
„Speaking In Tongues“ wird 40: Die Talking Heads verbrüdern Art-Rock und Schwarzen Soul
Die Talking Heads sind Ikonen der kunstvollen Popmusik. Ihr größter Erfolg landet vor genau 40 Jahren: Mit Speaking In Tongues gelingt David Byrne und Band der Durchbruch – auch dank Burning Down The House, das man in Europa aber eher wegen Tom Jones kennt.
von Björn Springorum
Die New Yorker Kunstszene der Siebziger ist ein Schmelztiegel radikaler Ideen und freakiger Gestalten. Nur hier kann Andy Warhols Factory entstehen, nur hier fließen Kunst, Pop und Punk so mühelos zusammen. Auch die Talking Heads gehen aus der Kunst-Bubble der Stadt hervor. David Byrne und Chris Frantz besuchen die Rhode Island School Of Design, gehen mit so ziemlich den gegensätzlichsten Ideen in die Bandgründung wie beispielsweise die Ramones. Kunstvoll soll es sein, avantgardistisch, vielschichtig, intelligent. Mit Kommilitonin Tina Weymouth ziehen sie nach New York City, teilen sich ein Loft. Bis dahin also eine ganz normale Studentengeschichte.
Basslernen mit Suzi Quatro
Fast: Weymouth bringt sich nämlich das Bassspielen mit alten Suzi-Quatro-Platten bei, geboren sind auch schon die Talking Heads. Und Apropos die Ramones: Ihren ersten Gig spielen sie ausgerechnet im Vorprogramm der Punk-Rocker aus Queens – am 5. Juni 1975. Danach geht es recht schnell: 1977 landen sie mit Psycho Killer einen riesigen Hit, Ende der Siebziger stecken sie vermehrt mit Frickelguru Brian Eno unter einer Decke. Ihr Ruf als Art-Rock-Band trägt sich in die Welt hinaus, scheinbar mühelos vermengen die Talking Heads Pop, Funk, Rock, Wave oder Afrobeat. Doch die Flamme brennt hell: Vier Alben in vier Jahren zollen ihren Tribut, die Band muss kürzer treten, macht erst mal Pause.
Die Band verfolgt eigene Projekte, trennt sich von Eno (der sich bekanntlich U2 zuwendet) und findet im Sommer 1982 wieder zusammen. Die Akkus sind voll, der Ideenkoffer prall gefüllt. Zwischen Juli 1982 und Februar 1983 entsteht in New York City, Philadelphia und den legendären Compass Point Studios auf den Bahamas Speaking In Tongues – das Album, das ihr kommerzieller Durchbruch werden soll. Denn aller Anerkennung und Reputation zum Trotz: So richtig Kohle gescheffelt wurde mit der anspruchsvollen Musik bisher noch nicht.
Ohne Brian Eno wird es kommerzieller
Nun kann man so etwas natürlich nie planen, doch ohne die Kopflastigkeit ihres Kollaborateurs Eno gelingt ihnen ein leichteres, zugänglicheres Album, das ihre kunstvolle Wave-Sensibilität mit Schwarzem Funk verbrüdert. Slippery People oder Swamp zeigen klare Gospel-Schlagseite, zudem ist da natürlich diese Vielfalt an Effekten, Synthie-Spielereien, seltsamen Arrangements und Sounds. Aber eben nie so viel um einen einfachen Hörgenuss zu schmälern. Ohne es genau zu wissen machen die Talking Heads ihren komplexen Sound offener, eingängiger. Kommerzieller. Die Talking Heads sind 1983 das Mittelstück zwischen Television und Michael Jackson.
Auch der Tiger brennt das Haus nieder
Liegt natürlich auch an Burning Down The House, den sie gleich als Opener auf Speaking In Tongues packen. Ihr einziger Top-Ten-Hit in den USA ist ein unwiderstehlicher Groover, der außerhalb von Nordamerika aber auf legendär wenig Interesse stößt. Da ist das Cover von Tom Jones und den Cardigans aus dem Jahr 1999 deutlich erfolgreicher: Halb Europa heißt die Interpretation in den Top Ten Willkommen.
Für die Band bedeutet der Erfolg finanzielle Sicherheit, eine sehr erfolgreiche Tournee und jede Menge Airplay auf dem neuen Medium MTV. Bis 1988 sollen noch drei weitere Alben folgen, danach löst sich die Band auf. Oder quasi: Bassistin Weymouth erfährt aus der Los Angeles Times vom Ende der Talking Heads. Was bleibt, ist ein riesiger Einfluss auf Bands und Künstler*innen wie Eddie Vedder, Radiohead, St. Vincent, The Weeknd oder Trent Reznor. Und natürlich jede Menge Musik, die zeigt, wie originell Pop eigentlich sein kann. Wenn er von den richtigen Leuten gemacht wird.
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